
Ich unterrichte sehr gerne, und es macht mir viel Spaß. Ich mag meine Schüler, unterhalte mich gerne mit ihnen auch in der Pause und überlege mir, wie ich den Unterricht spannend gestalten kann. In allen Klassen funktioniert das mehr oder weniger gut. Es gibt „Super-Stunden“ und „So-so-la-la-Stunden“. Nur in einer Klasse habe ich sehr, sehr selten „Glücksgefühle“. Dabei hatte ich mir gedacht habe, was mit der einen Klasse funktioniert, funktioniert sicher auch mit einer anderen. Tja, da bin ich so richtig falsch gelegen.
Zum Unterricht gehört auch Theorie. Ich habe versucht, sie so spielerisch wie möglich zu vermitteln: Ich habe Puzzles gebastelt, Arbeitsblätter erstellt usw. Aber jedes Mal hielt sich die Begeisterung in Grenzen, und ich war wieder einmal frustriert. Es hilft mir auch nichts, dass meine Kollegen sagen, dass die Klasse einfach so ist und ich mich nicht ärgern soll. Ich fühle mich in dieser Klasse nicht sonderlich wohl und gehe dann davon aus, dass es den Schülern ähnlich geht. Also hab ich mir gedacht, frag doch mal die Schüler, was du anders machen kannst. Aber was bekomme ich als Antwort? „Es passt eh alles, wir sind halt einmal so“ und „In anderen Gegenständen sind wir auch nicht anders“. Gearbeitet wird nur, wenn es Noten dafür gibt. Ich habe angefangen, genaue Arbeitsanweisungen zu geben. Jede Arbeit wird mittels Auftrag genau ausformuliert. Abgabetermine sind festgelegt. Für jede Gruppenarbeit gibt es ein Punkteschema mit Noten. Alles vorweg festgelegt.
Inzwischen laufen die Stunden ganz okay ab, aber ich fühle mich bei dieser Art des Unterrichtens nicht wohl. Wenn ich an die Stunden in den anderen Klassen denke, wird mir „unwohl“. Dort ist das Unterrichten und gemeinsame Arbeiten richtig lustig. Ich will eine Möglichkeit finden, auch einen Zugang zu meiner „Problemklasse“ zu finden. Leider ist mir das bis jetzt nicht gelungen. Die Schüler sind mit der Situation relativ zufrieden, sagen sie zumindest, was auch die von mir durchgeführte Schülerbefragung zeigt. Die Frage, die ich mir nur stelle, ist: „Reicht es, wenn es für die Schüler passt?“ Sollte ich nicht einen Weg finden, wo es für alle passt? Ist das überhaupt möglich?
Der Umgang mit den Schülern ist jeden Tag eine Herausforderung. Diese Herausforderung gefällt mir! Ich gehe sehr gerne in die Schule und freue mich auf meine Schüler. Ich möchte mir diese Freude erhalten. Dazu muss ich mitunter lernen, nicht alles zu persönlich zu nehmen. Die Probleme meiner Schüler möchte ich weiterhin wichtig nehmen, mich aber dennoch innerlich abgrenzen. Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem eigenen, persönlichen Stil. Tipps erhalte ich von allen Seiten. Ich höre mir diese auch gerne an, man kann von jedem etwas lernen. Dennoch bin ich der Meinung, dass der eigene Stil – die Authentizität – am wichtigsten ist. Das zu erreichen, ist ein hohes Ziel. Ich freue mich auf den Weg, der mich dorthin bringen wird.